Glossar

Damit Sie Sicherheit im Umgang mit den Begrifflichkeiten erlangen, die im Kontext von Fragen nach Diversität und Diskriminierungsformen auftauchen, haben wir für Sie ein Glossar erstellt. Das Glossar hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sprache und Begriffe sind im Kontext dynamischer gesellschaftlicher Diskurse zu verstehen, sie sind also veränderbar.

Dieses Glossar entspricht insofern unserem momentanen Wissensstand.

Diskriminierung

Systematische, institutionelle, sozioökonomische, interpersonelle Ausgrenzung, Abwertung und Marginalisierung von sozial konstruierten Personengruppen und damit einhergehende Aufwertung, Bevorteilung der als „besser“ oder „richtiger“ konstruierten Gruppen. Diskriminierung kann subtil oder offensichtlicher äußern, kann gewollt oder ungewollt auftreten.

Diversität

Diversität steht für gesellschaftliche Vielfalt als Ressource und positives Potential. Ein kritischer Diversitätsbegriff berücksichtigt jedoch auch, dass es sich überschneidende Ungleichheitspositionierungen in der Gesellschaftsstruktur gibt. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzt von 2006 (AGG) ist der Rahmen, in dem Diversität auf struktureller Ebene verhandelt wird. Viele Diversitätskonzepte berücksichtigen Mehrfachzugehörigkeiten und weisen daher eine Nähe zu Ansätzen von Intersektionalität auf.

Intersektionalität / Mehrfachbetroffenheit

Der Begriff Intersektionalität bezeichnet die Diskriminierung von Personen aufgrund mehrerer Dimensionen (z.B. Alter, Geschlecht, Religion), die miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig beeinflussen (Baer et al., 2010).

Das Zusammenwirken bzw. Überschneiden verschiedener Diskriminierungsformen. Diese können bei einer Person sowohl allein als auch gemeinsam auftreten und sich gegenseitig beeinflussen. Eine intersektionale Praxis berücksichtigt die Vielschichtigkeit der Menschen und ist bemüht, Ausschlussmechanismen entgegenzuwirken. Intersektionale Angebotsplanung legt den Fokus auf die Bedarfe und Interessen der gesamten Zielgruppe und versucht strukturelle Barrieren abzubauen.

Ableismus

Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen / Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen, sowohl körperlich als auch geistig. Nicht alle Behinderungen sind sichtbar.

Adultismus

Adultismus nimmt die Machtungleichheit zwischen Erwachsenen und Kindern in den Blick, deren Folge die Diskriminierung jüngerer Menschen allein aufgrund ihres Alters ist. Erwachsensein gilt als Norm, Kindsein als Abweichung. Konkret werden zum Beispiel Ideen und Meinungen von Kindern und Jugendlichen oft ignoriert oder mit der Begründung nicht ernst genommen, sie seien zu jung. Ihnen werden das Wissen und die Kompetenz um sich selbst abgesprochen und das Treffen von Entscheidungen erschwert oder verunmöglicht.

Altersdiskriminierung

Diskriminierung von älteren oder sehr jungen Menschen, zum Beispiel indem sie als Zielgruppe von bestimmten Angeboten nicht mitbedacht werden. Dies kann sich auch durch Aussagen wie „du bist zu jung um das zu verstehen“ oder „du hast dich aber gut gehalten für dein Alter“ zeigen.

Bodyismus

Diskriminierung von Menschen aufgrund vorherrschender Körper- und Schönheitsnormen. Körper sollen jung, schlank, gesund, voll funktionsfähig und schön, eindeutig männlich oder weiblich sowie weiß sein. Als abweichend wahrgenommene Körper werden benachteiligt.

Gadjé-Rassismus

Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja. “Gadjé” bezeichnet die Gruppe, von der der Rassismus ausgeht (Gadjé = Nicht-Rom*nja), und nicht die Gruppe, die diskriminiert wird. Gadjé-Rassismus ist also Rassismus, der von Gadjé gegen Rom*nja ausgeübt wird.

Geschlechterbinarität

Innerhalb einer binären Geschlechterordnung wird Geschlecht als entweder männlich oder weiblich gedacht. Sowohl Menschen, die nicht in diese Geschlechterordnung passen, z. B. wegen einer nicht-binären Geschlechtsidentität, als auch die biologische Bandbreite von Geschlechtskörpern werden ausgeblendet. Die Vorstellung binärer Geschlechter mit gegensätzlichen Eigenschaften scheint vielen als natürlich, wodurch sie eine unbewusste Grundlage der sozialen Ordnung bildet und Geschlechterhierarchien in einer Gesellschaft festschreibt.

Homo- / Bifeindlichkeit

Diskriminierung von Menschen, die nicht immer oder ausschließlich heterosexuell begehren. Dies kann die romantische und / oder die sexuelle Orientierung betreffen.

Inter* / Intergeschlechtlichkeit

Inter* (oder Intergeschlechtlichkeit) bezeichnet das Vorhandensein angeborener körperlicher Merkmale, die nicht in die gesellschaftliche und medizinische Norm von ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ Körpern passen. Das kann hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen, der Hormonproduktion und der Genitalien der Fall sein. Auch andere Merkmale wie Behaarung, Muskeln, Körpermasse, Brustentwicklung, Stimme und Statur spielen eine Rolle.

Inter*feindlichkeit

Die vielschichtigen Formen des Unsichtbarmachens, des Ausschlusses von, der Gewalt gegenüber und auch des Einstufens als Fehler oder Abweichung von inter* Personen und Körpern.

Klassismus

Die gesellschaftliche Diskriminierungsstruktur zur Differenzkategorie „soziale Herkunft“ wird Klassismus genannt. Es bezeichnet die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft und / oder der sozialen und ökonomischen Position. Es geht bei Klassismus also nicht nur um die Frage, wie viel Geld jemensch zur Verfügung hat, sondern auch, welchen Status er hat und in welchen finanziellen und sozialen Verhältnissen er aufgewachsen ist. Klassismus richtet sich mehrheitlich gegen Personen einer „niedrigeren Klasse“.

Neurodiversität

Neurodiversität bedeutet neurologische Vielfalt. Jeder Mensch, jedes Gehirn ist anders. Neurodiversität meint, dass es nicht den einen neurobiologischen Bauplan gibt, sondern viele verschiedene. Neurodiversität ist ein Konzept, das neurologische Unterschiede als Teil menschlicher Vielfalt betrachtet. Dabei werden Pathologisierungen, wie sie bspw. durch Diagnosen wie AD(H)S, Autismus oder Legasthenie geschehen, abgelehnt.

nicht-binär

Ein Überbegriff für alle Geschlechter, die nicht ausschließlich oder immer Mann / Junge oder Frau / Mädchen sind. Dies bedeutet, dass ein Mensch beides, gar nichts oder ein oder mehrere andere Geschlechter ist oder fluide in der Geschlechtsidentität, also wechselnd. Manche nicht-binären Menschen identifizieren sich als trans*.

Rassismus

(z. B. anti-muslimischer Rassismus, Gadjé-Rassismus, anti-Schwarzer Rassismus, anti-jüdischer Rassismus)

Ein Gesellschaftssystem, in dem weiße Menschen strukturell bevorteilt werden (z. B. auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungsbereich, bei der Wohnungssuche usw.) und nicht-weiße Menschen institutionell und individuell benachteiligt werden. Die häufig genutzte Formel von Rassismus als „Vorurteil“ greift zu kurz, weil sie wesentliche Elemente außenvorlässt (Geschichte, Medien, Diskurse, institutionelle Praxen, Gesetze usw.). Auch Menschen, die selbst Rassismus erleben, sind Teil derselben Gesellschaft und können auf spezifische Weisen in die Aufrechterhaltung und die Bekämpfung des Rassismus eingebunden sein.

Sexismus

Diskriminierung von Menschen aufgrund des zugeschriebenen oder tatsächlichen Geschlechts. Menschen, welche als cis-Männer gelesen werden, haben dabei eine privilegierte Position. Frauen und andere Geschlechter erfahren Benachteiligungen.

Trans*feindlichkeit

Die vielschichtigen Formen des Ausschlusses von, der Gewalt gegenüber und auch des Einstufens als Fehler oder Abweichung von trans* Personen.

Bei der Zusammenstellung des Glossars wurden wir durch die FUMA (Fachstelle Gender und Diversität NRW) unterstützt.